Humorige Weisheiten

 

Der Sprung in der Schüssel

Es war einmal eine alte chinesische Frau, die zwei grosse Schüsseln hatte, die von den Enden einer Stange hingen, die sie über ihren Schultern trug. 
Eine der Schüsseln hatte einen Sprung, während die andere makellos war und stets eine volle Portion Wasser fasste. Am Ende der lange Wanderung vom Fluss zum Haus der alten Frau war die andere Schüssel jedoch immer nur noch halb voll.
Zwei Jahre lang geschah dies täglich: die alte Frau brachte immer nur anderthalb Schüsseln Wasser mit nach Hause. Die makellose Schüssel war natürlich sehr stolz auf ihre Leistung, aber die arme Schüssel mit dem Sprung schämte sich wegen ihres Makels und war betrübt, dass sie nur die Hälfte dessen verrichten konnte, wofür sie gemacht worden war.
Nach zwei Jahren, die ihr wie ein endloses Versagen vorkamen, sprach die Schüssel zu der alten Frau: «Ich schäme mich so wegen meines Sprungs, aus dem den ganzen Weg zu deinem Haus immer Wasser läuft.»
Die alte Frau lächelte. «Ist dir aufgefallen, dass auf deiner Seite des Weges Blumen blühen, aber auf der Seite der anderen Schüssel nicht?» «Ich habe auf deiner Seite des Pfades Blumensamen gesät, weil ich mir deines Fehlers bewusst war. Nun giesst du sie jeden Tag, wenn wir nach Hause laufen. Zwei Jahre lang konnte ich diese wunderschönen Blumen pflücken und den Tisch damit schmücken. Wenn du nicht genauso wärst, wie du bist, würde diese Schönheit nicht existieren und unser Haus beehren.»
Jeder von uns hat seine ganz eigenen Macken und Fehler, aber es sind die Macken und Sprünge, die unser Leben so interessant und lohnenswert machen. Man sollte jede Person einfach so nehmen, wie sie ist und das Gute in ihr sehen.
Also, an all meine Freunde mit einem Sprung in der Schüssel, habt einen wundervollen Tag und vergesst nicht, den Duft der Blumen auf eurer Seite des Pfades zu geniessen.

 

Zwei Städte

Ein Reisender der sich einer grossen Stadt näherte, fragte eine alte Frau, die am Wegrand sass: "Wie sind die Menschen in der Stadt?" "Wie waren die Menschen in der Stadt, aus du gekommen bist?" fragte sie zurück. "Schrecklich" antwortete der Reisende. "Gemein, unzuverlässig und in jeder Hinsicht verabscheuungswürdig." "Ah," sagte die alte Frau," du wirst feststellen, dass sie in dieser Stadt nicht anders sind."                                                                Kaum war der Reisende weitergezogen, da kam ein anderer und erkundigte sich ebenfalls nach den Menschen in der Stadt, die vor im lag. Auch Ihn fragte die alte Frau, wie die Leute, in der Stadt waren die er verlassen hatte. "Es waren nette Menschen; ehrlich, fleissig und überaus grosszügig. Es tat mir leid, sie verlassen zu müsse," erklärte der Reisende. "Du wirst feststellen, dass sie in dieser Stadt nicht anders sind" sagte die weise Frau

 

Der Clown spielt keine Rollen, er lässt sie fallen, dadurch kommt Leben auf.
Johannes Galli

Der Clown ist in jeder Rangordnung der Unterste. Von dort aus, wo er nichts mehr zu verlieren gibt, weil schon alles verloren ist – und just in dem Moment, in dem der Clown dies anerkennt, gewinnt er alles, um alles wieder zu verspielen.
Johannes Galli

Im Augenblick des Widerspiegelns bedeutet der Clown: „Du bist ungeschickt, aber siehe, ich bin noch ungeschickter!“ Nur dadurch kann der ungeschickte Mensch über seinen Ungeschicklichkeiten lachen. 
Johannes Galli

Lache in den Spiegel, der Dir der Clown vorhält.
Johannes Galli

 

Liebendes Tun ist da, wo Menschen bei sich beginnen, aber nicht bei sich enden, wo sie von sich ausgehen, aber den anderen meinen.
Prof. Dr. Erich Grond

 

Dankbarkeit ist die Wachsamkeit der Seele gegen die Kräfte der Zerstörung.
Gabriel Marcel

 

Die  Lebenskünstlerin

Es war einmal eine sehr alte Frau, die glücklich und zufrieden lebte. Viele Menschen beneideten sie, weil sie eine echte Lebenskünstlerin war. Die alte Frau verliess niemals ihr Haus ohne eine Handvoll getrocknete, weisse Bohnen mitzunehmen. Sie tat dies nicht etwas um die Bohnen zu kauen, nein, sie steckte sie einfach in die rechte Tasche ihrer Jacke. Jedes Mal, wenn sie tagsüber etwas schönes erlebte – den Sonnenaufgang, das Lachen eines Kindes, eine kurze Begegnung, ein gutes Mahl, einen schattigen Platz in der Mittagshitze nahm sie dies ganz bewusst wahr, freute sich darüber von Herzen und liess eine Bohne von der rechten Tasche in die linke gleiten. War das Erlebnis besonders schön und gar überraschend, wechselten zwei oder drei Bohnen die Seite.
Abend sass die alte Frau dann zu Hause und zählte die Bohnen aus der Tasche. Sie zelebrierte dies geradezu und führte sich vor Augen, wie viel Schönes ihr an diesem Tag widerfahren war. Und auch an einem Abend, an dem sie bloss eine Bohne zählen konnte, war der vergangene Tag ein gelungener Tag – es hatte sich zu leben gelohnt.